(3.8.2006) Der Song“Crazy“des amerikanischen HipHop-Duos Gnarls Barkley ist der Sommerhit 2006, mit dem auch nur ab-und-zu Ö3-Hörer nun schon seit Wochen gequält werden.“Crazy“stürmte bereits Anfang April 2006 an die Spitze der britischen Charts und hielt sich dort für neun Wochen, und das nur durch über 30.000 bezahlte Musik-Downloads – noch lange bevor die CD-Single überhaupt in den Läden erhältlich war.
Auch der Ruf der New-Yorker Band Clap Your Hands Say Yeah (kurz: CYHSY) verbreitete sich Anfang 2006 fast ausschließlich durch Empfehlungen in MySpace und über Blogs, mehr als 25.000 Stück ihres Debütalbums wurden ohne Plattenfirma verkauft.
Das es nicht allein die unsichtbare Internet-Community ist, die aus unbekannten Musikern Stars macht, zeigte der Nr.1-Erfolg der bisher unbekannten britischen Sängerin Sandi Thom mit ihrem Lied“I Wish I Was a Punk Rocker“. Von ihr hieß es, dass sie allein durch Webcam-Übertragungen der Auftritte aus ihrem Wohnzimmer über 100.000 Fans im Internet erreicht habe. Die Unterzeichnung ihres 1-Milllion-Pfund-Plattenvertrages mit dem RCA-Label von Sony wurde dann auch gleich per Webcast übertragen. So einfach kann aus einer Push eine Pull-Marketing-Strategie werden. Diese Erfolgsstory weckte Zweifel daran, dass eine mittellose Künstlerin allein diesen Hype im Internet erzeugen könne und so stellte die Zeitung The Guardian in Hinblick auf das Phänomen die Frage:“An Internet Superstar – or just another Rock’n’Roll Swindle?“Die Recherchen zeigten, dass Sandi Thom bereits seit Monaten von der auf Musik-Promotion spezialisierten PR-Agentur Quite Great betreut wurde, die für die professionellen Wohnzimmer-Webcasts und deren Verbreitung im Internet über Plattformen wie MySpace sorgte.
MySpace hat sich als ideale Promotion-Plattform nicht nur für Newcomer-Bands wie die Arctic Monkeys erwiesen. Auch etablierte Größen wie Depeche Mode pushen mittlerweile ihre neuen Alben, indem sie diese schon Wochen vor der offiziellen Veröffentlichung auf MySpace lancieren.
Was ist hat es nun mit MySpace.com auf sich? Ursprünglich war MySpace.com eine Website für kostenlose Datenspeicherung im Internet. Im Juli 2003 gründete Tom Anderson unter der gleichen Internetadresse die MySpace-Community, auf der Musikern und Künstlern aus allen Bereichen die Möglichkeiten zum Informationsaustausch untereinander und zur Kontaktaufnahme mit ihren Fans gegeben werden. Jeder – egal ob Band, Schauspieler oder Filmschaffender – kann sich“ihren MySpace“einrichten, der als virtuelles schwarzes Brett mit Informationen aller Art fungiert. Heute werden viele Band-Spaces nicht mehr von den Musikern selbst, sondern von Fanclubs oder dem Management verwaltet. Sie informieren über das Erscheinen von neuen Alben und Tournee-Daten. Auch bieten die meisten Bands Hörproben einzelner Tracks an, manche sogar zum Download. Zusätzlich können sich die User eigene Seiten individuell einrichten um so etwas von sich preiszugeben, ganz nach dem Motto“sehen und gesehen werden“. Hier zählt, möglichst viele MySpace-Freundschaften zu gründen, also Kontakte zu knüpfen. MySpace ist somit eine“Social-Networking-Plattform“wie etwa OpenBC, die ihren Mitgliedern nahezu unbegrenzte Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung stellt.
Myspace-Boom
MySpace konnte seit der Gründung einen unbeschreiblichen Boom verzeichnen und zählt zur Zeit fast 100 Millionen Mitglieder, täglich kommen an die 300.000 neue hinzu. Nach Erhebungen der Internet-Marktforschungsfirma Hitwise übertifft MySpace mit fast 4,5 Prozent Marktanteil in den USA bereits Google, Yahoo & Co was die Anzahl der monatlichen Besucher betrifft.
Medienmogul Rupert Murdoch steigt ein
So hat wohl auch der Medienmogul Rupert Murdoch einen guten Griff getan, als er Mitte 2005 für 580 Millionen US-Dollar die MySpace-Gesellschaft Intermix Media gekauft hat. Seit dem Kauf durch Murdoch zeichnet sich ein (von Murdoch angekündigter) Trend dahingehend ab, die Site für andere multimediale Inhalte, vor allem für Filme zu öffnen. Während Anderson ursprünglich allerdings vor allem kleine, unbekannte Künstler für MySpace gewinnen wollte, zielt Murdochs Strategie u.a. auf die Promotion von großen, kommerziellen Filmprojekten ab.
Werbung boomt
MySpace wird zunehmend für die Werbewirtschaft interessant, denn nie zuvor konnten Werber zielgenauer auf ihre Kunden zugehen als auf die sozialen Netzwerken wie MySpace, wo ihre Lieblingszielgruppe – Leute im Alter zwischen 16 und 34 – freiwillig detaillierte Interessenprofile ins Netz stellt, um Gleichgesinnte zu finden. Procter & Gamble etwa schaltet Werbung für ein Teenager-Deo auf den MySpace-Seiten von Bands, die sich an diese Altersgruppe richten. Aber nicht nur das Geschäft mit den traditionellen Werbebannern blüht auf MySpace, denn MySpace & Co sind wie geschaffen für Buzz Marketing – die Werbung per Mundpropaganda bzw. via Empfehlung. Ausgelöst kann ein Buzz durch sechs Faktoren werden: Tabus, Ungewöhnliches, Ungeheuerliches, Komisches, Bemerkenswertes und Geheimes – genau das also, womit auf MySpace gehandelt wird.
Burger King hat mittlerweile ein eigenes Profil auf Myspace, auf dem sich mehr als 130.000 Menschen als Freunde der Marke Burger King deklarieren… Und VW stellt Viral-Marketing Video-Clips auf das Video-Portal Youtube, um damit Millionen user zu erreichen.
Und so wird Rupert Murdochs im letzten Jahr vielbelächelte Entscheidung zum Kauf von MySpace inzwischen als visionärer Schritt betrachtet. Längst überlegen auch andere Konzerne wie Viacom, AOL oder Microsoft, wie sie in das Netzwerk-Community-Business einsteigen könnten. Murdoch geht mittlerweile schon den nächsten Schritt: Mit einer Network-Plattform namens MySun will er die Leser seines britischen Boulevardblattes zur Community vernetzen – und so die schwächelnde Zeitungslandschaft erfolgreich an das boomende Internet anbinden. Gespannt kann man ja auch schon sein, ob sich auch die neue Fellner-Österreich-Zeitung auf oe24.at eine Community erträumt…
M | D | M | D | F | S | S |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | ||||||
2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 |
16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 |
23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 |
30 |
Neueste Beiträge
Archive
- März 2023
- September 2021
- April 2021
- November 2020
- September 2020
- März 2020
- Juni 2018
- Januar 2018
- April 2017
- Dezember 2016
- November 2016
- Oktober 2016
- September 2016
- August 2016
- Juli 2016
- Juni 2016
- Mai 2016
- März 2016
- Februar 2016
- Oktober 2015
- Februar 2015
- Oktober 2014
- April 2014
- März 2014
- Februar 2014
- Januar 2014
- Dezember 2013
- November 2013
- September 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Dezember 2012
- Oktober 2012
- Juli 2012
- Juni 2012
- Mai 2012
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012
- Dezember 2011
- November 2011
- September 2011
- August 2011
- Juli 2011
- Juni 2011
- Mai 2011
- April 2011
- März 2011
- Februar 2011
- Januar 2011
- Dezember 2010
- November 2010
- September 2010
- August 2010
- Mai 2010
- April 2010
- März 2010
- Februar 2010
- Januar 2010
- Dezember 2009
- November 2009
- Oktober 2009
- September 2009
- August 2009
- Juli 2009
- Juni 2009
- Mai 2009
- April 2009
- März 2009
- Februar 2009
- Januar 2009
- Dezember 2008
- November 2008
- Oktober 2008
- September 2008
- August 2008
- Juli 2008
- Juni 2008
- Mai 2008
- April 2008
- März 2008
- Februar 2008
- Januar 2008
- Dezember 2007
- November 2007
- Oktober 2007
- September 2007
- August 2007
- Juli 2007
- Juni 2007
- Mai 2007
- April 2007
- März 2007
- Februar 2007
- Januar 2007
- Dezember 2006
- November 2006
- Oktober 2006
- September 2006
- August 2006
- Juli 2006
- Juni 2006
- Mai 2006
- April 2006
- März 2006
- Februar 2006
- Januar 2006
- Dezember 2005
- November 2005
- Oktober 2005
- September 2005
- August 2005
- Juli 2005
- Juni 2005
- Mai 2005
- April 2005
- März 2005
- Februar 2005
- Januar 2005
- Dezember 2004
- November 2004
- Oktober 2004
- September 2004
- August 2004
- Juli 2004
- Juni 2004
- Mai 2004
- April 2004
- März 2004
- Februar 2004
- Januar 2004
- Mai 2003
- April 2003
- März 2003
- Februar 2003
- Dezember 2002
- Juni 2002
- Mai 2002
- April 2002
- März 2002
- Februar 2002
Neueste Kommentare