In einem Interview in medianet trifft Horst Pirker, Vorstand der Styria Medien AG, sehr gute und treffende Einschätzungen, was“Das Match: Suchmaschine gegen die Journalisten“ und die Internet- und Medienszene in Österreich betrifft. Vor allem in Hinblick auf das Fellner-Zeitungsprojekt Österreich-Zeitung und dessen Ambitionen im Internet.
Die großen Player im Internet in Österreich sind laut Styria-Chef Horst Pirker „weder der ORF noch Styria noch sonst wer, sondern Amazon, eBay, Google, Yahoo und so weiter. Das ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen.“ Pirker trifft weitsichtige Aussagen, die in dieser Prägnanz in Österreich einzigartig sind…
medianet: Beim Internetauftritt von Tageszeitungen ist manches zu verbessern. Erwarten Sie Innovatives von Wolfgang Fellner?
Horst Pirker: Wolfgang Fellner wird in wenigen Monaten nicht nur der Erfinder der Tageszeitung sein, sondern auch der Erfinder des Internet. Davon können wir einmal ausgehen. In Wahrheit erfindet er das Marketing für die Tageszeitung neu, und ähnlich wird es in Bezug auf das Internet sein. Die wesentlichen Entwicklungen sind längst da und in vielen Häusern im Einsatz; es wird nur nicht professionell genug darüber geredet.
medianet: Auch der Internet-Kuchen wird neu verteilt. Wir haben ORF, den Standard, Styria und andere wenn jetzt ein dynamischer Anbieter dazu kommt, wird die Konkurrenz stärker …
Pirker: Die großen Player sind weder der ORF noch Styria noch sonst wer, sondern Amazon, eBay, Google, Yahoo und so weiter. Das ist die Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Da haben wir Österreicher mit unserem kleinen Markt es sicher schwer.
medianet: Ich greife auf Google zu, wenn ich etwas suche. Aber wenn ich aus Österreich neueste Informationen will oder Unterhaltung oder was immer, wähle ich einen regionalen Anbieter und nicht Google …
Pirker: Bei Google News können Sie auch jetzt schon, wenn auch noch in einer ziemlich unintelligenten Form, österreichische Nachrichten abrufen, weil diese über bestimmte Algorithmen zusammengeholt werden. Die Zukunft von vielleicht fünf oder zehn Jahren wird viel größere Veränderungen bringen. Die Auseinandersetzung wird im Grunde zwischen Mensch und Maschine stattfinden, also zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz.
Das Match Suchmaschine gegen Journalisten ist schon eröffnet. Dieses Match kann durchaus so ausgehen wie das zwischen Big Blue und dem Schachweltmeister: Meistens unterliegt inzwischen der Weltmeister.
medianet: Damit sind auch die Zeitungsverleger, soweit sie sich journalistisch verstehen, herausgefordert. Sie müssen sagen, wo die Prioritäten liegen.
Pirker: Ich habe in den vergangenen Jahren viele tausend Seiten internationaler Veröffentlichungen dazu studiert wissenschaftliche und populäre Beiträge, Analysen, Marktstudien und so weiter, und ich habe noch viel vor mir. Vor diesem Hintergrund sage ich Ihnen: Es ist nicht einfach, zu einer Antwort zu kommen, wie man in dieser Zukunft erfolgreich, vor allem nachhaltig, Medien machen kann. Das liegt nicht einfach auf der Hand. Ob es der Herr Bronner, der Herr Pirker oder der Herr Fellner im Internet ein kleines Stück besser macht, ist vielleicht interessant für die österreichische Gegenwart, aber die Frage ist, ob wir alle zusammen es schaffen, in dieser neuen Welt der künstlichen Intelligenz noch eine eigene Wertschöpfung zu Stande zu bringen. Der Wert journalistischer Arbeit ist in den letzten zehn Jahren durch diverse Entwicklungen, zu denen auch der Einfluss von Ökonomisierung und Marketing gehört, sowieso gesunken. Düstere Aussichten! Jetzt kommt zur Ökonomie noch der Angriff der Technologie.
medianet: Und trifft auf einen bereits geschwächten Journalismus …
Pirker: Eben, umso schlimmer. Jetzt könnten wir noch sagen: Was hat die regionale Kompetenz einer Zeitung mit Google zu tun? Aber wenn in Baden ein schwerer Autounfall passiert, macht die Feuerwehr schon heute mit großer Wahrscheinlichkeit ein Video dazu, zumindest aber Fotos. Und weil öffentliche Mittel im Spiel sind, wollen sie das Material zum Beweis ihres Beitrags zum Gemeinwesen auf ihre Homepage stellen, sehr bald auch noch mobil, und damit ist das Ganze sofort auf der Welt und dem Zugriff der Suchmaschinen ausgesetzt.
Wenn ich nun mein Profil eingebe, also woran ich interessiert bin in Baden an Tagesereignissen, an Sport, an Kultur wird sich die Maschine die Bilder herausfischen und mir präsentieren. Dann braucht es nur noch einen Webblogger, der von Autotechnik und/oder Verkehr etwas versteht, der auf diesem begrenzten Feld vermutlich mehr Kompetenz hat als ein Journalist und jetzt aus dem Stegreif eine Expertise abgibt. Danach fährt auch da eine intelligente Software darüber, und schon haben Sie einen Bericht samt Videostreams und den entsprechenden Links fertig. Viel an Technologie fehlt uns dazu nicht. Was ich versuche, ist, ein Szenario für die Zukunft der Medien der Zukunft zu entwickeln und herauszufinden, wie vor diesem Bühnenbild unsere Rolle aussehen könnte, damit das Publikum es noch wert findet, das Eintrittsgeld für uns zu bezahlen und sich nicht mit den Ergebnissen der Maschine zufrieden gibt. (Interview: Engelbert Washietl, medianet, 1.6.2006)
Man kann also gespannt sein, was die neue Österreich-Zeitung des Wolfgang Fellner wohl im Internet zu bieten hat…www.oe24.at
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