Mediaagentur-Kickbacks: Die Bestochenen

Es muss sich schon um dramatische Vorfälle handeln, wenn Hans-Jörgen Manstein, seines Zeichens Herausgeber der Österreich-Ausgabe der geschätzten Marketing-, Werbe- und Medienzeitung „Horizont“ das Editorial der Horizont-Print-Ausgabe verfasst.

Unter dem Titel „Die Bestochenen“ schreibt Manstein im Horizont vom 7.3.2008: „Vor wenigen Tagen führte der Eigentümer eines Online-Unternehmens ein Akquisitionsgespräch mit einer der namhaftesten Mediaagenturen des Landes (der Name des Unternehmens sowie die handelnde Person sind der Redaktion bekannt). Dem verblüfften Jungunternehmer – kein Unbekannter übrigens – der bis dahin dachte, sich in der Branche auszukennen, wurde von einem netten Mädchen folgendes Angebot unterbreitet: Man würde Online-Werbung aller Art im Wert von 250.000 Euro schalten, wenn davon 75.000 Euro gleich wieder auf das Konto der Agentur zurückflössen.„

In Folge führt Manstein die moralischen und strafrechtlichen Implikationen solcher Kick-Back-Geschäfte von Media-Agenturen aus. Gut so!
Was mich nur verwundert, ist einerseits die krasse Naivität des sich in der Online-Werbe-Branche auszukennen vermeinenden“Jungunternehmers“. Eine Kickback-Forderung von 30% des Werbe-Schaltvolumens mag zwar im ersten Moment etwas keck erscheinen, es wird sich dabei aber wohl um 15% Agenturprovision und weitere 15%“Bonus“handeln, ein Vereinbarungsmodell, das ich in meiner Zeit im Online-Sales bereits schon vor 8 Jahren von eben“einer der namhaftesten Mediaagenturen des Landes“kennenlernen durfte. Andererseits: Warum plötzlich jetzt die Aufregung von Herrn Manstein? Kick-Backs sind ja gängige Mediaagentur-Branchen-Usancen, über die es nur ganz selten Berichte in Werbe-Branchenmedien gibt. Anyway, diese Kick-Back-Usancen anzuprangern ist im Sinne von Transparenz und Fairness dem Werbekunden gegenüber ein positives Zeichen!

Zum Thema „Geschäftsmodell der Mediaagenturen: Provisionen und Kickbacks“ habe ich 2005 einen Beitrag für a3BOOM! verfasst, hier zum Nachlesen: Google und die Zukunft der Mediaplanung

Und: Google hat letzte Woche in den USA das „Media Buying Dashboard“ für Mediaagenturen vorgestellt….