Automatisierte Planungs-, Buchungs- und Werbevermarktungs-Systeme wie das Google AdWords- und AdSense-System oder die Möglichkeiten von Yahoo Search Marketing werden die Geschäftsmodelle der Medien, der Werbewelt und vor allem der Mediaagenturen verändern.
Das Geschäftsmodell der Mediagenturen: Provisionen und Kick-Backs
Wenn man bei Wikipedia nach der Definition für“Mediaagentur“sucht, findet man eine interessante Erläuterung zum Thema“Honorare und Kick-Back“:
„Media-Agenturen erwirtschaften Ihre Erlöse über Honarare, aber auch über das sogenannte Kick-Back. Dabei nutzen die Agenturen ihre Einkaufsmacht, um ein zusätzliches Honorar von dem Dienstleister, bei dem sie im Auftrag des werbetreibenden Kunden Werbeplätze einkaufen, zu erhalten. Dieses Kick-Back ist in der Regel die Differenz zwischen dem Preis des Anbieters von Werbeleistung (TV, Print, Radio, etc.), der dem Kunden mitgeteilt wird und dem Preis, zu dem die Media-Agentur tatsächlich die Leistung beim Anbieter einkauft. Inzwischen müssen die meisten Media-Agenturen jedoch diese „Vergünstigungen“an ihre werbetreibenden Kunden weitergeben. Einige Agenturen treiben daher die Anbieter von Werbeplätzen in immer höhere Kick-Backs, die sie nicht weitergeben. Dies führt dazu, dass die Anbieter ihre Werbezeiten/-fläche verteuern, um die immer höheren Forderungen der Agenturen erfüllen zu können, womit die Preise für die werbetreibende Industrie in Höhe schnellen. Faktisch erhalten diese für das gleiche Budget immer geringere Werbeleistungen.“
Kickbacks: Strikte Geheimhaltung
Was Beteiligte und Insider ohnehin wissen, wurde im Dezember 2005 im Zuge des (gescheiterten) kartellrechtlichen Antrags auf Übernahme der Pro Sieben Sat 1 Media AG durch die Axel Springer AG quasi-offiziell: Bei der Werbung im Privat-TV kommt es – laut Springer – ständig zu geheimen Absprachen zu Lasten der Auftraggeber. Der Springer-Konzern hat damals dem Bundeskartellamt mitgeteilt, dass die großen Mediaagenturen, die das Geschäft mit der TV-Werbung dominieren, von den TV-Sendern gesonderte Rabatte verlangen und auch bekommen. Diese Preisnachlässe unterliegen strikter Geheimhaltung. Wie im Zuge des Kartellverfahrens zu erfahren war, soll Springer die geheimen Sonderrabatte mit bis zu zehn Prozent des Bruttovolumens und mehr angegeben haben. Die Mediaagenturen sollen solche Rabatte nur selten direkt an ihre Auftraggeber weiterreichen… – berichtete damals die Süddeutsche Zeitung.
Die Agenturprovision
Es sei einmal dahingestellt, ob es die Praxis der“gesonderten Rabatte“ bzw. Kick-Backs nur in der deutschen Privat-TV-Vermarktung gibt… Anyway, so wie das Mediageschäft derzeit funktioniert, ist es für den Werbekunden nicht besonders effizient. Das liegt zum Teil an der AE-Provision von 15 Prozent, die Werbe- und Media-Agenturen ja offiziell als Rabatt behalten dürfen und die je nach Vereinbarung zum Großteil an den Kunden weitergerreicht wird. Dieses Verfahren und ein eventuell noch dahinterliegendes Kick-Back-Modell lädt aber nicht unbedingt zum effizienten Werbeeinsatz ein, denn die (Media)Agentur verdient umso mehr, je mehr sie schaltet. Was dazu führt, dass der Media-Einkauf mittlerweile von einigen werbetreibenden Unternehmen selbst in die Hand genommen wird und Mediaagenturen die Planung auf Honorarbasis durchführen lassen.
Keine Agenturprovision bei Google
Und die tatsächliche Effizienz der Werbeschaltungen ist in der klassischen Werbung in Kennzahlen wie ROI nicht wirklich direkt meßbar. In der Online-Werbung umso mehr. Und Google hat mit Anfang 2006 die Agenturprovisonen für Online-Schaltungen generell gestrichen und ein leistungsabhängiges Modell eingeführt (angeblich 3% ab einem Quartalsumsatz von 250.000 Euro…), siehe auch den CPC-News-Artikel zum Thema: Agenturprovision bei Google. Über die konkrete Höhe und Details schweigt man sich bei Google wie gewohnt aus. Das soll lt. Google der Effizienz dienen und stellt ein Signal an den Werbemarkt dar: Wir machen historisch gewachsene Branchen-Usancen nicht mit, wenn wir sie für ineffizient halten. Yahoo Search Marketing, Googles nächster Mitbewerber im Suchmaschinen-Marketing, gewährt nach wie vor 15% Agenturprovision…
Online-Mediaplanung in naher Zukunft
Das Verhalten der Surfer geht immer mehr hin zu Nischen-Websites, weg von großen Portalen und stellt für die Online-Werbeplanung einen kompletten Umbruch dar. Während früher ein Mediaplan nur auf die Top-Trafficseiten zielen musste und problemlos mit Excel und ein paar Buchungen bei Vermarktern manuell erstellt werden konnte, müssen zukünftig die Zielgruppen auf tausenden von WebSites erreicht werden. Die Mediaplanung der Zukunft wird deshalb algorithmisch aufgrund von Datenbanken und Mustererkennung in Echtzeit durchgeführt werden. Die Zeit der Excel-Mediapläne und Sinus-Einstufungen der Zielsites geht damit zu Ende.
Automatisierte Werbeschaltungen
Google sieht die Zukunft in einer automatisierten Mediaplanung, -disposition und -abrechnung. Das Online-Werbevermarktungs-Modell von Google mit dem auf einem Auktionsmechanismus basierenden Google AdWords-System und automatisierten Banner- und Video-Werbe-Schaltungen via Google AdSense ist ein Anzeichen dafür, wie das Werbevermarktungsgeschäft in naher Zukunft ablaufen könnte.
Online-Medien kommen ohne Anzeigenverkäufer aus
Da über Google AdSense Online-Werbeschaltungen (Textanzeigen, Banner, Video-Ads) zielgruppengerecht und automatisiert zum relevanten Content geschaltet werden, können Online-Medien zunehmend auf Verkaufsabteilungen oder Vermarkter verzichten und für die Werbekunden entfällt der Planungsaufwand, also wo und mit welchem Budget geschaltet werden soll. Und die Effizienzmessung ist dem kostenlosen Controlling-Tool Google-Analytics in Echtzeit möglich.
Wenig Spielraum für Mediaagenturen
Google ist letztes Jahr ins Media-Brokerage für Print-Anzeigen eingestiegen und experimentiert mit einer Auktionsplattform für Radio-Spots. Und ähnliches ist für Fernsehwerbung geplant, da sich laut Google-CEO Eric Schmidt“seit der Erfindung des Farbfernsehens in dieser Branche nichts wesentliches getan hat“.
In TV-Week wurde unlängst der Einstieg von Google in die TV-Werbevermarktung diskutiert: Während Ray Warren, Chef von Carat USA sich grundsätzlich ein eBay-ähnliches Auktionssystem für TV-Werbung wünscht, äußert sich Jon Mandel von MediaCom zu den TV-Werbe-Ambitionen von Google dort skeptisch („Schuster, bleib bei deinem Leisten“). Wie auch immer, die Zeit für neue Vermarktungs- und Planungsmodelle in der TV-Werbung wird mit Internet-TV (oder wie auch immer es dann heissen wird) kommen.
Denn dann liefern Google & Co mit ihren „Datenbanken der Wünsche“ die entscheidenden Daten für die Zielgruppen-Ansprache und stellen den Werbekunden automatisierte Buchungs- und Planungs-Tools wie schon heute für die Online-Werbung zur Verfügung. Und für Mediaagenturen als Empfänger von Provisionen oder Kick-Backs wird es eher wenig Spielraum geben…
(cp/1.6.2005)
M | D | M | D | F | S | S |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | |
7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 |
14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 |
21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 |
28 | 29 | 30 | 31 |
Neueste Beiträge
Archive
- März 2023
- September 2021
- April 2021
- November 2020
- September 2020
- März 2020
- Juni 2018
- Januar 2018
- April 2017
- Dezember 2016
- November 2016
- Oktober 2016
- September 2016
- August 2016
- Juli 2016
- Juni 2016
- Mai 2016
- März 2016
- Februar 2016
- Oktober 2015
- Februar 2015
- Oktober 2014
- April 2014
- März 2014
- Februar 2014
- Januar 2014
- Dezember 2013
- November 2013
- September 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Dezember 2012
- Oktober 2012
- Juli 2012
- Juni 2012
- Mai 2012
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012
- Dezember 2011
- November 2011
- September 2011
- August 2011
- Juli 2011
- Juni 2011
- Mai 2011
- April 2011
- März 2011
- Februar 2011
- Januar 2011
- Dezember 2010
- November 2010
- September 2010
- August 2010
- Mai 2010
- April 2010
- März 2010
- Februar 2010
- Januar 2010
- Dezember 2009
- November 2009
- Oktober 2009
- September 2009
- August 2009
- Juli 2009
- Juni 2009
- Mai 2009
- April 2009
- März 2009
- Februar 2009
- Januar 2009
- Dezember 2008
- November 2008
- Oktober 2008
- September 2008
- August 2008
- Juli 2008
- Juni 2008
- Mai 2008
- April 2008
- März 2008
- Februar 2008
- Januar 2008
- Dezember 2007
- November 2007
- Oktober 2007
- September 2007
- August 2007
- Juli 2007
- Juni 2007
- Mai 2007
- April 2007
- März 2007
- Februar 2007
- Januar 2007
- Dezember 2006
- November 2006
- Oktober 2006
- September 2006
- August 2006
- Juli 2006
- Juni 2006
- Mai 2006
- April 2006
- März 2006
- Februar 2006
- Januar 2006
- Dezember 2005
- November 2005
- Oktober 2005
- September 2005
- August 2005
- Juli 2005
- Juni 2005
- Mai 2005
- April 2005
- März 2005
- Februar 2005
- Januar 2005
- Dezember 2004
- November 2004
- Oktober 2004
- September 2004
- August 2004
- Juli 2004
- Juni 2004
- Mai 2004
- April 2004
- März 2004
- Februar 2004
- Januar 2004
- Mai 2003
- April 2003
- März 2003
- Februar 2003
- Dezember 2002
- Juni 2002
- Mai 2002
- April 2002
- März 2002
- Februar 2002
Neueste Kommentare